Update: 3.April 2023: Amphibienwanderung zu den Laichgewässern beendet, vereinzelte Rückkehrer.
Der Amphibienzaun in Maria Gugging wird demontiert, an warmen, regnerischen Abenden werden die wenigen verbliebenen Durchlässe für Kröten (naturnahe Gärten ohne Mauereinfassung!) kontrolliert und die gefundenen Tiere über die Straße getragen, auf der Wiese abgesetzt, damit sie in den Wald rückkehren können (viele bleiben im Sommerquartier in der Nähe des Teiches).
Bilanz: schwierige Saison, da sehr trocken und kalt!
Rückgang der Kröten in M.Gugging, B14 von über 400 (Vorjahr) auf knapp 300 heuer, viel mehr männliche, als weibliche (leider wurden auch schon viele weibliche, tote Kröten in und bei Teichen gefunden..).
An der Hintersdorferstr.: noch viel extremerer Rückgang durch viele Baustellen und immer kleiner werdenden, naturnahen Lebensraum, kaum Durchlässe ohne Mäuerln… ( von fast 300 auf knapp 80 Kröten), hier auhc mehr Überfahrene…
Amphibien, also Frösche, Kröten, Molche und Salamander, gehören zu der gefährdetsten Tiergruppe weltweit. Ihr Lebensraum wird immer weniger, durch die Begradigung der Flüsse, Boden-Versiegelung (Verbauung, Straßen,..) und Trockenlegungen von Feuchtgebieten sind viele Laichgewässer dieser Tiergruppe verschwunden. Auch Pestizide, der Mangel an Nahrung (Insektensterben) sowie Pilzerkrankungen setzen ihnen zu.
Bei seinem sehr lebendigen Vortrag über „Amphibien im Wienerwald“ am 23.1.2023 in Kierling erläuterte Herr Prof. Dr. Walter Hödl, wie faszinierend, nützlich, aber leider auch sehr gefährdet diese Artengruppe ist.
In Niederösterreich kommen 20 Amphibienarten vor. In Klosterneuburg konnten 15 Arten nachgewiesen werden, darunter alle in Österreich lebenden Molcharten: Teichmolch, Kamm-Molch, Donau-Kammmolch, Berg-Kammmolch und Bergmolch. Sie verbringen einen großen Teil ihres Lebens (März-Juni/Juli) in Teichen und Tümpeln, danach nachtaktiv an Land.
Copyright: Wawra`s Naturpostkarten
Unter den Krötenarten sind v.a. die meist braunen Erdkröten zu sehen, die waagrecht-ovale Pupillen mit kupferfarbener Iris haben und 3-5m lange Laichschnüre legen. Sie rufen nur sehr leise, wenn ein Männchen von einem anderen Männchen umklammert wird (Befreiungsruf um eine Fehlpaarung zu vermeiden). Nach dem Ablaichen verlassen sie den Teich, um in der Nähe in strukturreichen Gärten im Laub und unter Steinen den Sommer zu verbringen. Sie ernähren sich von Insekten und Spinnen.
Copyright: Wawra`s Naturpostkarten
Die Wechselkröten, deren Männchen mit einem melodischen Trillern in der Paarungszeit rufen, findet man in Klosterneuburg nicht, da sie sonnigen, lockeren (sandigen) Boden braucht. Auch die kleine Knoblauchkröte braucht lockeren Boden, in den sie sich tagsüber vergräbt.
Unter den Fröschen unterscheidet man Wasser-, Gras- und Springfrösche sowie den Laubfrosch. Letzterer ist zwar der kleinste, aber lauteste unter ihnen und kommt an eher frisch angelegten Teichen vor, da er eher wenig bewachsene Ufer bevorzugt. Er kann gut klettern und ist auch auf Bäumen zu finden. Die Wasserfrösche (Vertreter der Grünfrösche, 3 Arten in NÖ) sind oft an vegetationsreichen Teichen zu finden und laichen von Mai bis Juni in Laichballen an Unterwasserpflanzen. Springfrösche und Grasfrösche gehören zu den Braunfröschen, wobei erstere sehr lange Beine haben und nur sehr leise unter Wasser rufen.
Unter den Salamandern ist der Feuersalamander der häufigste Bewohner des Wienerwaldes und auch in Klosterneuburg an Regentagen v.a. in der Dämmerung in vielen Waldbereichen zu entdecken. Das Weibchen legt 10-80 Larven in klare, fischfreie Bäche.
Auch der Lebensraum der Gelbbauch-Unke, die in kleinen, flachen Tümpeln und austrocknenden Gräben lebt, ist durch die Klimakrise stark gefährdet. Die wärmeliebende Rotbauch-Unke braucht ständig wasserführende, vegetationsreiche Gewässer und kommt vereinzelt in der Au vor.
Jedes Jahr machen sich die Amphibien auf die Wanderung von ihren Landlebensräumen hin zu den Laichgewässern. Dabei müssen sie auch gefährliche Straßen überqueren. Gibt es hier keine Vorkehrungen, erleiden viele den Straßentod.
In Maria Gugging gibt es noch Laichgewässer und damit auch wandernde Tiere. Nachdem im Jahr 2021 zahlreiche Kröten überfahren wurden, gibt es seit März 2022 auf Anfrage beherzter Tier-Retter*innen gemeinsam mit dem Naturschutzbund Klosterneuburg und mit großer Unterstützung der Straßenmeisterei Tulln, einen Amphibienzaun entlang der B14 zwischen dem Gasthaus Waldhof und der Rotkreuzgasse. Die STM Tulln stellte einen Amphibienzaun auf und zahlreiche ehrenamtlichen Helfer*innen betreuten den Zaun, indem sie die in Kübel gefallenen Kröten und anderen Tiere sicher über die Straße brachten. Leider wird die Bebauungsdichte immer größer und die Grundstücke von lebensfeindlichen Mauern umgeben, sodass Gärten von den Amphibien nicht wirklich als Lebensraum genutzt werden können! Hier wäre es wünschenswert, grüne Korridore bewusst für die Wanderung von Tieren (auch Igel und Co) von jeglichen Barrieren freizuhalten.
Insgesamt wurden 436 Tiere über die B14 in Gugging und ca. 330 Kröten über die Hintersdorferstraße getragen. Nur 15 tote Tiere wurden beklagt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr sehr erfreulich, den vielen Helfer*innen und dem Zaun zu verdanken.
Allen Teichbesitzer*innen, die Amphibien einen Lebensraum geben, sei herzlichst dafür gedankt! Und auch die Nachbarn sollten wissen: Erdkröten rufen nur sehr leise, die im Mai und Juni quakenden Frösche sind allesamt streng geschützt, ein Verbringen der Tiere (wie auch der Eier und anderer Entwicklungsstadien) ist verboten!
Allen Freiwilligen „Krötenretter*innen“ und den Kindern, die dabei waren, wollen wir vom Naturschutzbund Klosterneuburg sehr herzlich für ihre Mithilfe und für die Begeisterung für Amphibien danken! Neue Helfer:innen sind jederzeit willkommen, Meldungen nehmen wir gern unter klosterneuburg@naturschutzbund.at entgegen.
Demnächst gibt es auch einen Online-Vortrag vonm NB NÖ: am 14.3.2023 um 18:30 Uhr:
https://naturschutzbund.at/terminreader-1096/events/online-vortrag-amphibienschutz-noe.html
Wir wünschen allen eine freudige, erfolgreiche Amphibien-Saison!