Naturlandschaft, wo bist du?

In Klosterneuburg leben wir in einer sehr bevorzugten Lage – wie an den Grundstückspreisen leicht ablesbar ist. Die Nähe zu einer Stadt wie Wien und die umgebende Natur entlang der Donau bis zu den Hügeln des Wiener Waldes tragen hier wesentlich dazu bei.

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Blick auf Klosterneuburg, Foto: Johanna Saueregger

Ich bin vor mehr als 25 Jahren hierher gezogen und seit kurzer Zeit bei der lokalen Gruppe vom Naturschutzbund. In einem Gebiet wie Klosterneuburg: Wo ist sie überhaupt, die Natur, die geschützt werden kann? Sehr schnell stößt man auf die Tatsache, dass jedes Blatt nicht nur einer Pflanze, sondern auch einem Grundstücksbesitzer gehört. Sind es die vielen privaten Gärten, die die Klosterneuburger Bevölkerung zurecht „ihr Eigentum“ nennen? Ist es der Gemeindegrund, oder der vom Stift? Oder die von Bauern landwirtschaftlich genutzten Flächen?

Und kann es eine Au sein, in die man fährt, wenn man den Hinweisschildern „Gewerbegebiet“ folgt? Oder vielleicht auch nur jener Teil der Au, wo ich im Frühling auf die Jagd nach Schneeglöckchenfotos gehe?

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Schneeglöckchen in der Klosterneuburger Au, Foto: Johanna Saueregger

Natur gefunden? So ganz genau und streng gefragt, tauchen gleich neue Zweifel auf. Sind die Bäume in dieser Au überhaupt standortgerecht? Was davon ist auch in einem ökologischen Sinne „wertvoll“? Ich weiß, dass auch ein längst bekannter Neophyt wie das Drüsige Springkraut von naturbegeisterten Menschen  gerne als vermeintlich „tolle Orchidee“ fotografiert wird – obwohl er aus ökologischer Sicht in unserer Gegend eine „unerwünschte“ Pflanze ist. Und sogar, wenn man das weiß, und sich auf das viel bescheidenere Kleine Springkraut verlegt…

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Kleines Springkraut, Foto: Johanna Saueregger

Wieder Pech gehabt. Auch ein unbeliebter Neophyt. Das heißt: Neben der notwendigen Artenkenntnis gibt es noch weitere Faktoren zu bedenken – und der ökologische Wert einer Pflanze (an einer bestimmten Stelle!) ist nicht am Grad ihrer Schönheit ablesbar.

Die Besitzverhältnisse, der „ökologische Wert“,  das sind nicht sofort offensichtliche Kriterien einer Landschaft. Sichtbar und unmittelbar erlebbar ist, ob eine Wiese bunt ist, ob attraktive Blumen zu sehen sind, oder eher unscheinbare….

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Wiese in Klosterneuburg, Foto: Johanna Saueregger

doch ob eine Pflanze „standortgerecht“ ist oder womöglich grad im Gegenteil ein invasiver Verdränger der heimischen Flora, das erfordert Übung und Erfahrung und eine fachlich fundierte Analyse. Eines der  Werkzeuge, um diese sehr viel komplexeren Fragen wie was genau wächst auf einer bestimmten Fläche, ist es „wertvoll“, selten oder häufig, ist vielleicht die Art der Gruppierung, also die Pflanzengemeinschaft außergewöhnlich usw. usf…. ist die fachkundige Kartierung einer Fläche.

Für den Fotospaziergänger genügt die Anwesenheit von Pflanzen, sie ist der Grund, warum man „ins Grüne“ ziehen möchte. Wobei…. eigentlich möchte man „ins Bunte“ ziehen. Es sind doch meistens die Farbkleckse, die als Fotomodell ausgewählt werden

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Am Wiesenrand in Klosterneuburg, Foto: Johanna Saueregger

Dann kommt das große Rätselraten. Was hab ich da gesehen?

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